Digipro

NICE Software

Rehabilitationsprozesse werden in der Regel in Krankenhäusern durchgeführt. Behörden, Versicherer und auch Krankenhäuser haben jedoch den Wunsch, Patienten auch digital unterstützen zu können. NICE Software BV hat im Rahmen von Digipro eine E-Health-Plattform entwickelt, auf der die Patienten nicht nur ihre Übungen und Medikamente täglich online überprüfen können, sondern auch ihre Ziele, ihren Lebensstil ihren Gesamtfortschritt verfolgen können. Die Plattform wurde speziell für Rehakliniken in Deutschland entwickelt. Rob Vonsée, Technical Director und Senior Consultant von NICE Software, erzählt über den Entwicklungsprozess innerhalb von Digipro.

Innovative Reha-Software

"Innerhalb von Digipro kamen wir in Kontakt mit Reha Viersen", sagt Vonsée. "Zu dieser Zeit nutzten sie bereits eine Elektronische Patientenakte, die speziell für Rehabilitationszentren in Deutschland entwickelt worden war. Bei den Einführungsgesprächen zeigte sich die Reha Viersen beeindruckt von unserer Software und interessiert an einer deutschen Version." Laut Vonsée gibt es jedoch viele Unterschiede zwischen den Rehabilitationsprozessen in den Niederlanden und in Deutschland. "Die Praxis in den Niederlanden ist, dass wir während des Rehabilitationsprozesses versuchen, so viel wie möglich weiter zu arbeiten. In Deutschland ist das Gesundheitssystem anders organisiert und die Menschen können z.B. je nach Einkommen zwischen einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung wählen. Da deutsche Patienten "Vollzeit" in den Kliniken an ihrer Genesung arbeiten und während dieser Zeit nicht oder nur selten am Arbeitsplatz erscheinen, sind die Rehabilitationswege in Deutschland deutlich kürzer. Deutsche Reha-Kliniken arbeiten auf der Basis eines intensiven Tagesprogramms mit meist bis zu 100 bis 150 Personen auf einmal, um wieder in Form zu kommen. Jeder Patient durchläuft für jeden Rehabilitationstag einen persönlichen Terminplan. Diese Rehabilitationskliniken sind daher mit einer Vielzahl von Einrichtungen ausgestattet."

Effizienteres Routing

Vonsée: „Mit Digipro haben wir die Software und die dazugehörige Hardware entwickelt, die das Monitoren und Instruieren von Patienten während des Rehabilitationsprozesses erleichtert. Ausgangspunkt für die Entwicklung war, dass die persönliche Tagesplanung, wie sie in der bestehenden EPD vorgesehen war, führend sein sollte. Ursprünglich war die Idee, eine App für das Smartphone zu entwickeln. Es wurde jedoch schnell klar, dass dies nicht machbar ist, nicht nur, weil die Patienten ihr Smartphone aus Gründen der Privatsphäre nicht in jedes Zimmer mitnehmen dürfen, sondern auch, weil sie sehr feuchte Bereiche wie Schwimmbäder, Duschen und Saunen betreten.”

Laut Vonsée bestand die Herausforderung bei Digipro darin, ein neues Tool zu entwickeln, das für die ältere Zielgruppe der Reha geeignet ist. "Wir kamen schließlich zu einem System, das auf der Basis von Sensoren, Tags und Säulen funktioniert, die als eine Art 'Checkpoint’ fungieren. Morgens erhält der Patient beim Betreten des Krankenhauses sein eigenes Armband mit einem Sensor darin. Dieses Armband kann z. B. zum Schwimmen verwendet werden. Tagsüber kommen die Patienten an Informationskiosken vorbei, wo Bildschirme das Tagesprogramm und den Weg innerhalb der Klinik anzeigen. Sie werden auch darüber informiert, zu welchem Zeitpunkt und in welchem Zimmer der Patient erwartet wird und welche Aufwachaktivitäten durchgeführt werden müssen. Im alten System bekamen die Leute ein Formular mit einer Beschreibung des Programms. Dieses Formular wurde jedoch oft vergessen, wenn sich die Patienten umzogen, was dazu führte, dass sie im Laufe des Tages Fragen an das Pflegepersonal stellten. Das ist wertvolle Zeit, die besser für die Pflege der Patienten genutzt werden könnte."

Datenschutz

Die entwickelte Technologie von NICE Software basiert auf einem digitalen Geschäftsmodell. "Nach Digipro wollen wir die Technologie in einem größeren Maßstab produzieren", sagt Vonsée. Bis es soweit ist, müssen jedoch noch einige Schritte unternommen werden, insbesondere im Bereich der Hardware und des Datenschutzes. "Inzwischen gibt es mehrere Prototypen des Displays, aber wir haben noch keine endgültige Entscheidung getroffen." Die Wahrung der Privatsphäre des Patienten ist jedoch der wichtigste Aspekt, der berücksichtigt werden muss. "Im Moment suchen wir nach einer Lösung, die es Dritten unmöglich macht, während des Weges im Reha-Zentrum einen Blick auf den personalisierten Bildschirm des Patienten zu werfen. Für die Patienten selbst haben wir versucht, den Bildschirm so komfortabel wie möglich zu gestalten. Nachdem der Patient sein Armband mit Sensor in die Nähe der Säule gehalten hat, wird der aktuelle Terminplan angezeigt, wo sich der Patient befindet und wo der nächste Termin ist."

Vonsée: "Tagsüber kann der Patient auch von der Telefonzentrale aus überwacht werden. Dadurch ist es möglich, Anpassungen am Wiederherstellungsprogramm vorzunehmen. Wenn sich ein Patient an einer Säule anmeldet, können wir genau sehen, wer es ist und wie sein Pflegeprogramm aussieht. Auf dem Bildschirm kann dann eine zusätzliche Meldung angezeigt werden, die den Patienten z. B. daran erinnert, Krücken zum nächsten Termin mitzubringen."

Mehr Netto-Pflegezeit

Die Innovation bringt eine ganze Reihe von Vorteilen, sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter der Reha's. Vonsée: "Reha-Kliniken befinden sich oft in großen Gebäuden. Mit unserem System reduzieren wir das Risiko, dass zum Beispiel ältere Patienten verloren gehen. Es kommt oft vor, dass Patienten in die falschen Räume gehen oder sich verlaufen. Sie werden dann von den Pflegekräften, die eigentlich gerade mit einer anderen Behandlung beschäftigt sein sollten, in den richtigen Raum geführt. Die 'Netto-Pflegezeit' für den Patienten wird dank unseres Systems verbessert, weil der Pflegeplan effizienter, effektiver und mit weniger 'Lärm' abgearbeitet werden kann."

COVID-19-Pandemie

"Die Pandemie hat sicherlich einen Einfluss auf den Entwicklungsprozess gehabt. Es gab hier und da ein paar kleinere Verzögerungen, aber es hat hauptsächlich dazu beigetragen, mehr Bewusstsein zu schaffen." Auch die COVID-19-Pandemie hat laut Vonsée neue Erkenntnisse gebracht. "Wir untersuchen jetzt zum Beispiel, ob eine Kameraregistrierung an den Pfeilern möglich ist. Dies würde bedeuten, dass die Patienten die Säulen nicht mehr berühren müssen und somit die Belastung durch Viren und Bakterien reduziert wird. Andererseits wäre es auch schön, die Temperatur der Patienten an den Checkpoints zu messen, um Patienten mit einer möglichen Virusinfektion frühzeitig zu isolieren und eine weitere Ausbreitung zu verhindern."

Folgeschritte

Die Daten der Checkpoints werden derzeit noch per WiFi gesendet. Vonsée: "Da Wifi manchmal ausfallen kann, arbeiten wir auch daran, einen 'Hotspot' in Deutschland einzurichten. Wir haben auch Akkupacks entwickelt, die nachts aufgeladen werden können, so dass das System tagsüber autonom laufen kann. Im Prinzip sollte das System 24/7 online sein." Chancen gibt es auch im Bereich der Optimierung, erklärt Vonsée. "Durch die genaue Überwachung der Wege, die die Patienten nehmen, könnten zum Beispiel Reha's umgestaltet werden. Wenn ein Patient oft hin und her geht, kann es einfacher sein, bestimmte Räume näher beieinander zu platzieren. Außerdem konnte nach einiger Zeit eine vergleichende Analyse der Reha's durchgeführt werden. Daraus ergeben sich auch Möglichkeiten, die Qualität der Versorgung zu optimieren."

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Reha Viersen ist sehr gut gelaufen. "Manchmal war die Kommunikation eine Herausforderung, denn nicht jeder bei NICE Software spricht ausreichend Deutsch. Eine technische Herausforderung war, dass wir das System so generisch wie möglich entwickeln mussten, da sich Reha's in der Praxis stark voneinander unterscheiden können. Da wir das System physisch in Deutschland bei der Reha Viersen testen konnten, hatten wir gute Ergebnisse. Wir konnten direkt mit den Patienten testen und feinabstimmen, was für sie funktioniert und was verbessert werden muss. Mit der Unterstützung von Digipro, zusammen mit unserem Partner Reha Viersen, konnten wir endlich große Fortschritte bei der Entwicklung dieses Teils der eHealth-Plattform machen", schließt Vonsée.