Digipro

CA7 GmbH

Obwohl Skateboarding dieses Jahr mit zwei offiziellen Disziplinen während der Olympischen Spiele erstmals vertreten ist, hinkt die technologische Entwicklung des Sports noch hinterher. Das SportsTech-Unternehmen CA7 GmbH aus Mönchengladbach hat innerhalb des Digipro-Projektes eine Technik entwickelt, mit der sie die Leistungen von Skateboardern messen und visualisieren können. Yannick Sieben, Inhaber des Unternehmens, hofft, dass seine Technik zur Professionalisierung des Sports beitragen kann.

Action-Sportarten

CA7 GmbH konzentriert sich auf die Professionalisierung von sogenannten Action-Sportarten, welche bislang innerhalb der entsprechenden Szenen und Nischen praktiziert werden. Sieben: „Oft bedürfen diese sehr anspruchsvollen Sportarten, wie z.B. Skate- und Snowboarden, BMX oder Free Ski einem entsprechenden Management-Konzept, mit welchem eine Entwicklung hin zum Leistungs- bzw. Profisport möglich wird. Der Prozess umfasst den Umgang mit sportrechtlichen Aspekten bis hin zur konkreten Vermarktung der Sportart mit Konzepten zu Marketing, PR und Kommunikation.“

Digitalisierung im Profisport

„Ab einem gewissen Punkt in diesem Prozess werden technologische Konzepte notwendig, mit welchen wettbewerbsrelevante Analysen innerhalb des Profisports durchgeführt werden können,“ sagt Sieben. „So werden z.B. im Fußball die Aktivitäten der Spieler aufgenommen und statistisch ausgewertet. Technologien wie der Video Assistant Referee sowie die Datenerfassung mittels Tracker am Athleten tragen dazu bei, den Sport hinsichtlich Fairness als auch athletischer Qualität zu verbessern und das Fan Engagement zu erhöhen. Die konkreten Analysen und Auswertungen mitverfolgen zu können, sorgt dafür, dass die Fangemeinde den Sport besser verstehen kann und somit hoffentlich auch die Begeisterung steigt.“

Das Projekt „Trace X“

Im Hinblick darauf hat Sieben das Projekt „Trace X“ gestartet und im Rahmen von Digipro realisiert: „Konkret beinhaltet das Projekt die prototypische Implementierung eines KI-basierten Sensoriksystems für professionelles Skateboarding. Insbesondere in Anbetracht der Entwicklung von einer international sehr populären Szenesportart hin zu einer olympischen Disziplin, stellt dies eine Innovation und somit einen Meilenstein für die Professionalisierung dar.“

„Mithilfe eines Trackers können Daten wie die Geschwindigkeit, die Position des Athleten, die Höhe eines Sprungs, der Aufprall bei der Landung und die Trickerkennung während eines Wettbewerbs erfasst werden. Auf diese Weise sind wir nicht nur in der Lage um ein umfassendes Bild von der Leistung einzelner Skater zu machen, sondern es ermöglicht uns auch, die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Skatern transparenter zu machen, was letztendlich zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit des Sports führt. Damit wäre nicht zuletzt auch ein Einfluss auf die Bewertbarkeit der Athleten seitens der Wertungsrichter, insbesondere im Olympischen Format, verbunden.“

Herausforderungen

„Während des Projektes hatten wir einige Herausforderungen zu bewältigen. Die Positionierung des Sensors am Skater, welche möglichst genaue und somit verwertbare, korrekte Daten liefert, musste genau erprobt werden. Ab und zu hatten wir, aufgrund der großen Menge an Stahl und Eisen in einer Skateboard-Halle, mit Signalverlusten zu tun. Außerdem ist jede Skateboard-Halle anders und subtile Änderungen können in den letzten Minuten vor dem Wettbewerb vorgenommen werden. Dies hat viele Auswirkungen auf das Sensor-Setup und hat am Anfang zu ungenauen Messungen geführt. Im Fußball ist das einfacher, weil man hier mit einer genau definierten Form des Spielfeldes zu tun hat. Der schwierigste Teil war jedoch die Umsetzung unseres praktischen Wissens in funktionierende Technologie.“

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit durch Digipro

Das Unternehmen setzte das Vorhaben in Kooperation mit zwei niederländischen Partnern um: „Vor allem konnten wir von der Sensorik-Entwicklung und der Auswahl der passenden Module durch SportXperience aus Eindhoven und der Softwarelösung des Entwicklerstudios Enconics profitieren. Wir waren für die Konzeptionierung und das Projektmanagement, einem nicht zu unterschätzenden Aspekt, verantwortlich. Besonders schwierig war es, die von den Sensoren generierten Daten in eine visuelle Software zu übersetzen. Das lag vor allem an den Auswirkungen Corona-Krise, die dafür sorgte, dass wir uns in einer Testumgebung nicht viel sehen konnten. Stattdessen mussten wir uns virtuell miteinander abstimmen. Im Hinblick auf Zeit und Ergebnis können wir jedoch sagen, dass die Zusammenarbeit im Rahmen des Digipro-Projektes zum gewünschten Ergebnis geführt hat.“

Zukunftsträchtige Entwicklungen

Die Ergebnisse des Projektes zeigte dem Unternehmen weitere mögliche Aktivitäten auf: „Die Anwendungsgebiete für den Einsatz von Sensorik im Profisport sind breitgefächert, verschieden, und gut übertragbar. Jedoch bedarf die konkretere Analyse der Tricks im Skateboarding der Kombination weiterer Technologien.“

Die Entscheidung für die Erprobung weiterer Vorhaben lag somit auf der Hand: „Wir möchten die Chance nutzen, uns im Rahmen der DigiPro Continues- Erweiterungsphase mit der Entwicklung eines KI-basierten Kameraanalysesystems zu beschäftigen. Damit könnten ähnlich wie im Fußball die einzelnen Aktivitäten des Sportlers genau analysiert werden“, berichtet Yannic Sieben zuversichtlich.“

„Sicher sind wir was den technologischen Status der Analyse des Skateboarding betrifft, noch nicht so weit wie der Fußballsport bereits ist. Nichtsdestotrotz möchten wir langfristig mittels Videonanalyse, Machine Learning und Künstlicher Intelligenz weitere Schritte unternehmen, die nach und nach den Weg dahin ebnen. Wenn wir dort eine gute Grundlage geschaffen haben, können wir unser Wissen auch auf andere Sportarten wie Surfen und Mountainbiken anwenden.“