Digipro

Anoxia BV

Anoxia BV (Putten, die Niederlande) ist der Meinung, dass jedes Tier ein würdiges Lebensende verdient. Ihre Mission: den Tierschutz in einer Branche zu verbessern, in der dies nicht selbstverständlich ist. Zu diesem Zweck haben sie eine Technik entwickelt, um die Tiere mit so wenig Stress und Schmerzen wie möglich zu euthanasieren. Dazu verwenden sie Stickstoffschaum, der bewirkt, dass das Tier innerhalb kurzer Zeit bewusstlos wird und somit nichts mehr spürt. Wie macht man so etwas messbar und stellt gleichzeitig sicher, dass man die strengen europäischen Vorschriften zum Tierschutz erfüllt? Michiel van Mil, Director of Production, Research & Development bei Anoxia BV, beantwortet diese Fragen und spricht über seine Teilnahme am Digipro-Projekt.

Stickstoffschaum
Van Mil: "Wir wurden 2014 mit dem Ziel gegründet, den Tierschutz zu verbessern. In der entscheidenden Phase ihres Lebens, nämlich kurz vor dem Ende. Wir haben eine Methode entwickelt, um die kranken Tiere auf dem Bauernhof oder bei den Züchtern so stress- und schmerzarm wie möglich zu töten: mit Stickstoffschaum."

Die Methode funktioniert folgendermaßen: Die nicht mehr lebensfähigen Tiere werden in einen Behälter gegeben und in Schaum getaucht. Der Schaum besteht aus Blasen, die zu 99 Prozent mit Stickstoff, einem natürlich in der Luft vorkommenden Element, gefüllt sind. Dadurch wird dem Raum Sauerstoff entzogen und das Tier verliert daraufhin, ohne es zu bemerken, innerhalb kurzer Zeit (10-20 Sekunden) das Bewusstsein. Nach wenigen Minuten stirbt das Tier schmerzlos und ohne unnötigen Stress.

Die Methode bietet noch weitere Vorteile: Sie ist schnell und skalierbar, sie ist weniger belastend für die Mitarbeiter und sie verbessert das Image einer Branche, der viele Verbraucher kritisch gegenüberstehen.

Künstliche Intelligenz
Um die Methode messbar und transparent zu machen, wurde künstliche Intelligenz eingesetzt. Zu diesem Zweck arbeitete Anoxia BV mit zwei Unternehmen zusammen: zum einen mit der Allround Technology BV aus Enschede, die dafür sorgt, dass im Schaum gute Sauerstoffmessungen durchgeführt werden können, und zum anderen mit der Advanced Solutions Nederland BV, die mit fortschrittlicher Radartechnik und künstlicher Intelligenz in den Schaum hineinschauen kann.

Erik Pouwen, Geschäftsführer von Advanced Solutions Nederland BV, erklärt: "Wenn Menschen das Wort 'schauen' hören, denken sie sofort an eine Kamera, aber die Dichte und Farbe des Schaums machen es praktisch unmöglich, etwas zu sehen. Wir müssen garantieren können, dass alle Küken tatsächlich euthanasiert wurden, weshalb wir Radarfelder verwenden. Was bewirken die Radarfelder? Sie erzeugen eine Menge von Punkten, war wir "Point Cloud" nennen. Wir verwenden künstliche Intelligenz, um Aufnahmen dieser Punkte zu machen, und diese werden dann von unserem selbst entwickelten Algorithmus analysiert. Auf diese Weise können wir herausfinden, ob die Zuckungen, die Bewegungen der Küken, aufgehört haben. Wir messen dies mit wissenschaftlicher Sicherheit. Auf diese Weise kommen folgende Faktoren zusammen: die Kenntnis des Schaums, die Anwendung des Radars und die Übersetzung des Radars in die Analyse."

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Innerhalb von Digipro hat Anoxia BV eng mit dem deutschen Unternehmen Optibrut GmbH zusammengearbeitet, einem Lieferanten von Küken für landwirtschaftliche Betriebe. Sie züchten Küken von Fleischrassen, wobei im Durchschnitt 1 bis 2 Prozent der Küken nicht richtig schlüpft. Derzeit ist Kohlendioxid die gebräuchlichste Methode zur Euthanasie von Küken, aber sie hat einen großen Nachteil: Kohlendioxid führt dazu, dass die Tiere kurzatmig werden. Das Tier erlebt in den letzten Momenten seines Lebens Gefühle von Stress, Panik und Schmerz. Deshalb haben achtzig europäische Tierschutzorganisationen im vergangenen Jahr ein Manifest herausgegeben, in dem sie ein schnellstmögliches Verbot der Tötung von Tieren durch Kohlendioxid fordern.

Für die Optibrut GmbH wurden bereits erfolgreich Versuche mit der Testanlage durchgeführt. Sobald diese Tests abgeschlossen sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Anoxia BV die Zulassung für die Einführung seiner Methode in Deutschland erhält. Van Mil: "Das bedeutet für uns ein weiteres großes Exportpotenzial, denn Deutschland ist einer der größten Märkte Europas. Wir haben eine Vereinbarung mit der Optibrut GmbH, dass sie uns bei der Einführung dieser Technologie helfen wird."

Digipro
Das Digipro-Projekt war für alle kooperierenden Parteien eine gute Gelegenheit, ihr Wissen zu bündeln und es in einem Land anzuwenden, das eine sehr strenge Gesetzgebung im Bereich des Tierschutzes hat. Deshalb stand Anoxia BV von Anfang an in Kontakt mit den deutschen Behörden: "Sie hatten eine grundsätzliche Frage, die sich auf unser gesamtes Stickstoffschaumverfahren bezog. Das Digipro-Projekt ermöglichte es, diese Frage anhand einer Tierart und eines Typs zu beantworten. Wir hoffen, unsere Methode in Zukunft auch auf größere Tierarten anwenden zu können, damit wir zu mehr Tierschutz beitragen können", schließt Van Mil optimistisch.

https://www.anoxia.eu/de