Digipro

Servitization: vom Kostenposten zum Moneymaker

Am Dienstag, 29. Januar 2019 fand der Workshop Servitization: „vom Kostenposten zum Moneymaker" statt. In einem interaktiven Nachmittagsprogramm wurden die Chancen und Herausforderungen, die Servitization als Geschäftsmodellinnovation Unternehmern in der Fertigungsindustrie bietet, diskutiert. Servitization ist der Prozess, bei dem die Dienstleistungen eine immer wichtigere Rolle in den Geschäftsmodellen von Unternehmen spielen. Damit wird die Entsorgung zum neuen Standard.

Servitization 290119

Vorhersehbare Reise

Während des Treffens legten drei Experten ihre Sichtweise zur Umsetzung von Servitization als Geschäftsmodell dar. Zum Beispiel zeigte Frank Marks von Praetimus auf, wie der Wandel vom Hersteller zum Dienstleistungsanbieter am besten gestaltet werden kann. „Servitization ist laut Marks eine sehr attraktive Strategie, denn es geht darum, rund um die Produkte mehr Wert zu schaffen. Laut Marks lässt sich diese Strategie am besten als eine vorhersehbare Reise beschreiben, bei der die Synergie zwischen der Person, die das Produkt benutzt, und dem Unternehmen, das das Produkt herstellt, neu erfunden wird". Auf diese Weise lernen sich Kunde und Hersteller besser kennen, was zu erhöhter Kundenloyalität und höheren Umsätzen führt.

Marks zeigt in seinem Vortrag, dass es als Folge Servitization eine Verlagerung vom Besitz eines Produktes hin zur Nutzung der Dienstleistung gibt. Ein klassisches Beispiel ist der Streaming-Dienst Spotify, bei dem die Nutzer mit Hilfe eines Abonnements Musik streamen können. Infolgedessen brauchen sie keinen Plattenspieler mehr zu kaufen.   

Verkauf des Ergebnisses

Arjan Ester berichtete in seiner Präsentation über die Art und Weise, wie sich das Unternehmen Aebi Schmidt zu einem erfolgreichen Dienstleister von „eisfreien Straßen" entwickelt hat. Laut Ester geht es bei Servitization darum, den Kunden zu helfen, Einsicht in ihre eigenen Daten zu gewinnen, um die Leistung zu verbessern und Frustrationen zu beseitigen. Servitization führt auch zu einer Umgestaltung und Neubewertung der Dienstleistungspalette. „Bei Aebi Schmidt zum Beispiel verkaufen wir keine Schneemaschinen mehr, sondern das Ergebnis der Maschine. Dieser Perspektivenwechsel ermöglicht es uns, unseren Kunden voll integrierte Lösungen anzubieten", sagt Ester.  

Zirkuläre Fassaden

Martijn Veerman der Firma Alkondor befasste sich schließlich mit dem Wandel hin zur Entwicklung intelligenter und dynamischer Fassaden. Fassaden, die ihre eigene Wartung vorhersagen, mit Hilfe der Sensorik, künstlicher Intelligenz und Drohnen. „Durch die Integration von Sensoren in die Fassaden von Gebäuden und das Angebot einer kundenspezifischen Programmierung sind wir in der Lage, dem Endbenutzer einen optimalen Service und eine vollständige Entsorgung zu bieten". Veerman erwartet, dass die Nachfrage nach Unterstützung auf dem Markt weiter wachsen wird.

Auf die Frage, was genau eine zirkuläre Fassade ist, antwortete Veerman wie folgt: „Eine zirkuläre Fassade ist eine angebotene Dienstleistung, bei der nicht das Produkt, sondern die Funktion und Leistung wichtig sind. Die zirkuläre Fassade als Dienstleistung ist auf den Lebenszyklus des Gebäudes ausgelegt und kommt immer wieder in die Produktionskette zurück, ohne Rohstoffe zu verschwenden. Auf diese Weise tragen wir zu mehr Zirkularität bei".

Recht auf Erbpacht

Alkondor bietet seinen Kunden eine Dienstleistung an, bei der das Produkt der Dienstleistung untergeordnet ist. „Wir wollen darauf hinarbeiten, dass der Pächter das Recht erhält, unsere Fassaden zu nutzen, aber nicht zum Eigentümer wird. Die gelieferten intelligenten Fassaden bleiben daher im Eigentum von Alkondor. Der Nutzer nutzt dann nur noch die Funktionalität der Fassade", erklärt Veerman.  

Call-to-Action

Während der Sitzung gab es viel Raum für die Interaktion mit den Referenten. Verschiedene Fördermöglichkeiten, wie z.B. Digipro und De Groeiversneller, wurden ebenfalls erläutert. Der Workshop regte die Teilnehmer dazu an, Schritte im Bereich der Servitization zu unternehmen. Wieteke Meijer, Projektleiterin des INTERREG-VA-Projekts Digipro, beendete das Treffen mit den folgenden Worten: „Jetzt ist der Moment, Servitization in das Geschäftsmodell zu integrieren. Als Entwicklungsgesellschaft der Ostniederlande ist es unsere Aufgabe, Unternehmer auf diesem Weg zu erleichtern.“